Projektleiter Yuya Tsutsumi, der das EV Concept-Bike von der ersten Skizze bis zur Realisierung begleitet hat, erläuterte dazu: „Die Bezeichnung ‘Outlier’ (Außenseiter) passt zu einem Objekt, das sich keinen Grenzen unterwirft“, erklärte Yuya Tsutsumi. „Wir wollen damit zeigen, dass es Honda bei der Vision von Elektromotorrädern nicht nur darum geht, Verbrenner durch elektrische Energie zu ersetzen. Sondern es geht um die Evolution einer Fahrzeuggattung hin zu einer völlig neuen Kategorie.“

Anders als sonst, wenn Designentwürfe in serienreife Formen umgesetzt werden, leitete Herr Tsutsumi das gesamte Projekt von der Konzeptentwicklung bis zur Modellproduktion. Dies erlaubte, alle bisherigen Regeln über Bord zu werfen: „Zuerst haben wir die bestehenden Werte neu definiert. Dazu haben wir uns gefragt: Welche Werte lassen sich nur durch Elektrifizierung realisieren? Diese Fragestellung war schließlich der Leitfaden für alles.“

Auch wenn das Ergebnis mehr als unkonventionell anmutet, war der Weg dorthin durch und durch Honda-typisch geprägt. Designer aus Japan und Übersee trafen dafür zu einem Ideenaustausch zusammen, der in freigeistiger Waigaya-Kultur [1] stattfand; ungezwungen und mit angeregten Diskussionen, die gängige Annahmen und Grenzen in Frage stellten. Yuya Tsutsumi: „Durch den Austausch von Perspektiven über Nationalitäten und Fachrichtungen hinweg lernten wir voneinander und schufen etwas, das mit traditionellen Methoden unerreichbar gewesen wäre.“

Das Ergebnis ist eine Maschine, die sich in Aussehen und Fahrgefühl von allem bisher Dagewesenen abhebt. Die Gestaltung basiert auf Honda´s Designphilosophie für Elektromotorräder, die Präzision durch intrinsisches Design fördert. Doch für das EV Outlier Concept-Bike gingen Tsutsumi-san und sein Team noch einen Schritt weiter, betonten die bereits bei der WN7 eingeführten Designmerkmale und definierten dazu drei neue Kernelemente: Gleiten, Ekstase und Tiefe.

„Gleiten steht für das sanfte, geräuschlose Fahrgefühl, das Elektrofahrzeuge so einzigartig macht“, erläutert Yuya Tsutsumi. „Beschleunigung, Bremsen, Kurvenfahren – alles fließt nahtlos ineinander und erzeugt das Gefühl, förmlich über die Straße zu gleiten.“ Ekstase hingegen ist pures Adrenalin: unmittelbare Reaktionsfähigkeit, enormes Drehmoment und ein intensives Gefühl der Einheit zwischen Fahrer und Maschine. „Die Kombination dieser eigentlich gegensätzlichen Empfindungen ist nur mit einem elektrischen Antriebskonzept möglich“, unterstreicht der Outlier-Projektleiter

Dann gibt es noch „Low“, jenes Feeling von räumlicher Tiefe, das sich durch die dynamische und niedrige Sitzposition einstellt und das Fahrerlebnis revolutioniert. Durch die Absenkung der Sitzhöhe sowie auch des Blickwinkels schuf das Team ein neues Gefühl für die Perzeption (Aussicht) und die Beschleunigung. „Wir haben das Volumen im Frontbereich vergrößert, um die niedrige Position zu betonen und unverwechselbare Proportionen zu erzielen“, erklärt Yuya Tsutsumi. Eine schalenförmige Rückenlehne rundet das Gesamtbild ab; damit werden Beschleunigungskräfte absorbiert und angenehm eingebettetes Kurvenfahren ermöglicht – ein Fahrgefühl, das mit keinem anderen Motorrad vergleichbar ist.

Jedes Detail unterstreicht die futuristische Vision. Kamerabasierte Spiegel sind in ein elegantes, in die Breite gezogenes Cockpit integriert und unterstützen neben klarem Design auch optimale Sicht und Ablesbarkeit. Der grafisch faszinierende Anzeige-Screen zeigt dazu Schräglagen und Motorleistung in Echtzeit an und intensiviert damit die Verbindung des Fahrers zum Motorrad. „Wir wollten bewusst neue Interaktionsformen schaffen – innovative Entdeckungen, die zu neuen Erlebnissen inspirieren“, sagt Tsutsumi-san.

Dieses Design zu realisieren war alles andere einfach. „Wir hatten Schwierigkeiten mit den Proportionen“, räumt Yuya Tsutsumi ein. „Für Verbrenner lässt sich auf etablierte Schönheitstheorien zurückgreifen. Der Outlier bricht mit dieser Konvention. Ergo mussten wir neue Wege für die optische Balance und die kommunikative Effizienz der Anzeigen finden, die die speziellen Eigenschaften von Elektrofahrzeugen attraktiv unterstreichen.“

Gleichzeitig war die Herausforderung auch eine Chance. „Die Elektrifizierung von Motorrädern steckt noch in den Kinderschuhen. Es gibt kaum Vergleichbares. Genau in dieser Unsicherheit liegen jedoch Honda´s Stärken“, sagt Yuya Tsutsumi. Mit der Expertise aus der Entwicklung von Verbrennern und Erkenntnissen aus der Automobil-, Robotik- und Energietechnik setzte Honda überzeugt auf neue Technologien und Materialien, um wirklich Einzigartiges zu schaffen, was laut Yuya Tsutsumi in Zukunft im Motorraddesign immer häufiger anzutreffen sein wird: „Wir glauben nämlich, dass ein Branchen und Grenzen überschreitender Ansatz die treibende Kraft bei der Gestaltung der nächsten Generation von Elektromotorrädern sein wird.“

Das Honda EV Outlier Concept feierte seine Premiere auf der Japan Mobility Show 2025 und sorgte für viel Aufsehen in der Öffentlichkeit, bei Mediavertretern wie Kunden. „Es verkörpert neue, einzigartige Werte der Elektromobilität“, so Tsutsumi-san. „Wir wollten die Besucher überraschen und unsere Begeisterung spüren lassen, die dieses Projekt antreibt und begleitet.“

Honda hält nicht nur Schritt in einem Markt, der gerade erst beginnt, die Möglichkeiten der Elektromobilität zu erkunden – das Unternehmen schreitet dazu ins Unbekannte vor und gestaltet die Zukunft der Mobilität mit einem konkreten Konzeptmodell, das mutig neue Wege beschreitet und sich von anderen unterscheidet.